Sonntag, 1. Juni 2014

M A I M O M E N T E.


Heute morgen stellte sich mir der Hamburger Knabenchor in den Weg und gab spontan ein Platzkonzert. So sangen ein Dutzend Jungs mit Anzug und roter Krawatte vom König Maiglöckchen, der die kurze Blüte der Blumen im Frühling betrauert. Hier ist das Gedicht des schwedischen Poeten Froeding nachzulesen. Trotz adretter Knaben realisierte ich, dass in 21 Tagen der Frühling vorbei ist und in 204 Tagen Weihnachten. Um den Monat gebürtig zu verabschieden, hier meine Maimomente:


Ich bewundere Handwerker. Menschen, die mit ihren Händen produzieren oder reparieren beeindrucken mich schneller als Denker. Vielleicht weil ich selbst außer Marmelade und Gemüsecurries nicht viel herstelle. In Hamburg zeigte Hermès für ein paar Tage die handwerkliche Produktion von Carrés, Handschuhen oder Taschen. Großartig.


Das sind sie: die ersten Erdbeeren aus dem eigenen Garten. Bevor ich die Marmeladenproduktion starte esse ich sie am liebsten pur oder zu Rucola.


Seit April lerne ich Hebräisch. Nach der ersten Woche dachte ich, dass es für mich eher Zeichen als Wörter sind, die ich wie im Malunterricht in mein Heft übertrage. Mittlerweile geht's ganz gut, dank fröhlicher Eis-Vokabelkarten-Tasche.


Das größte Glück ist es jedoch mit Rosihund bei Sonnenschein über Gänseblümchenwiesen zu ziehen. Mit rotem Nagellack, Pünktchenkleid und Birckenstock. Super, dass die jetzt auch außerhalb des Gartens trage, dank sei die Trend-Gehirnwäsche der Modewelt. 




Mittwoch, 23. April 2014

H I S P R I N G !

HI SPRING

HI SPRING von goldmarleen




Gestern fragte mich Freundin M, ob ich jetzt einen Laber-Blog habe. Bisschen dreist, aber löste ihre Frage in mir den Gedanken nach einer "Wunschliste" aus. Ganz kommerziell betrachtet: hier meine Antwort!



Sonntag, 20. April 2014

P A S S I O N.



Heute am Ostersonntag endet meine kleine Reihe zum Thema „Selber denken“, zeitgleich mit der vorösterlichen Passionszeit.
Erstaunlich, dass mich der Begriff erst heute das erste Mal beschäftigt und stutzig macht. Passion verbinde ich sofort mit Leidenschaft, mit positiver Energie und hingebungsvollem Einsatz. Wahrlich etwas komisch, dass die Passionszeit vor allem dazu genutzt wird, an das Leiden Christi zu erinnern und sich mit der Frage zu beschäftigen, warum er sterben musste. Auch „Nicht-Christen“ benutzen gern die Zeit, um Gedanken zu ordnen, Macken zu überprüfen und vielleicht eine Art persönlichen Reset-Knopf zu drücken. Leiden und Passion (als synonym für Leidenschaft) erscheinen auf den ersten Blick konträr, meinen aber das Gleiche. Das lateinische passio, was Leiden bedeutet.
Und wahrhaft, irgendwie leuchtet es mir ein. Schärft und entwickelt nicht erst das Aufstehen nach dem Leiden die Leidenschaft? Entfacht nicht erst das Überwinden von vermeidlich Unüberwindlichen neue Lebenskraft?
Für mich steht die Ostergeschichte auch immer wieder für die Tatsache, dass alles möglich ist. Selbst Situationen, die einem als ausweglos erscheinen, wo alle Türen als schwere Stahltore die Wege versperren, nur die Hoffnung einen Spalt bilden kann. Und  wir dennoch immer wieder überrascht werden vom Wandel unseres eigenen Weges. Darüberhinaus auch die Aufforderung an seiner Leidenschaft festzuhalten,  an sich zu glauben!
Warum die Hummel fliegen kann? Weil sie einfach fliegt und nicht weiß, dass ihre Flügelflächen sie rein physikalisch gesehen, gar nicht tragen können.
Leider ist es manchmal unglaublich schwer seinem Instinkt zu folgen, auf sich zu hören. Ständig ist man mit „Geboten“ konfrontiert: tu dies nicht, sei das nicht, mach es so und nicht so. Wer kann da noch seinen eigenen Willen spüren? Die Anforderungen werden unmenschlich und viele fangen an zu stolpern, obwohl sie aufrechte Geher sind.
In solchen Situationen nicht zu resignieren und mühsam weiterzusuchen, auf sich zu trauen. Für mich eines der größten Herausforderungen.
Die sieben Wochen „Selber denken“ haben mir geholfen, Kraft zu gewinnen, für alles was kommt. Leid, Freude, Glück, Pech, Sonne und Regen... Denken, suchen, reden, handeln, prüfen, bekennen und leuchten waren die einzelnen Stufen des Passionsweges, der zu keinem bestimmten Ziel führte, aber ein Stück zu mir selbst.
Mit dem Gedicht von Marie Luise Kaschnitz wünsche ich Euch ein gesegnetes Osterfest oder einfach einen leuchtenden Start in den Frühling!



Manchmal stehen wir auf
Stehen wir zur Auferstehung auf
Mitten am Tage
Mit unserem lebendigen Haar
Mit unserer atmenden Haut.
Nur das Gewohnte ist um uns.
Keine Fata Morgana von Palmen
Mit weidenden Löwen
Und sanften Wölfen.
Die Weckuhren hören nicht auf zu ticken
Ihre Leuchtzeiger löschen nicht aus.
Und dennoch leicht
Und dennoch unverwundbar
Geordnet in geheimnisvolle Ordnung
Vorweggenommen in ein Haus aus Licht.


Marie Luise Kaschnitz

Freitag, 18. April 2014

F R E I T A G.



Heute ist Karfreitag, ein Tag, der Raum zum denken oder nachdenken bietet. Für Christen, aber auch für Nichtchristen. Feiertage sind ruhige Tage und die Hektik des Alltag verschwindet mit dem Ladenschluss. Der heutige Selber denken Beitrag, ist länger als seine Vorgänger und braucht ein Platz im Kopf. Erfüllt ihn.

Was denkst du Indre?



Selberdenken. Was heißt das eigentlich? Die Evangelische Kirche spricht von „7 Wochen ohne falsche Gewissheiten“.  Doch was sind Gewissheiten? Woher weiß ich, wann sie falsch und wann sie richtig sind? Und wie denkt man ohne Gewissheiten – ganz gleich, ob sie nun falsch oder richtig sind? Das diesjährige Fastenmotto der Evangelischen Kirche lässt mich ein wenig ratlos zurück.


Versuch einer Antwort. Oder: Eine Anleitung zum Selberdenken
von Indre Zetzsche


Auf der Suche nach Antworten, landete ich schließlich dort, wo ich das Denken einst erlernte: an der Universität. In meinem Studium bin ich den Gewissheiten gleich von zwei Seiten zu Leibe gerückt: analytisch und empirisch. Man kann sich darüber streiten, ob die Fächerkombination aus Kulturwissenschaft und Europäischer Ethnologie gescheit ist (unter dem Aspekt der beruflichen Verwertbarkeit sicher nicht). Mir hat sie nicht geschadet. Im Gegenteil. Ich profitiere bis heute von der Kunst des geordneten Denkens, die ich dort erlernte. Fürs Selberdenken war – wie ich rückblickend feststelle – vor allem das Studium der Europäische Ethnologie von unschätzbarem Wert.





Wer Europäische Ethnologie studiert, steht vor einer besonderen Herausforderung: Er muss die eigene Kultur erforschen. Für nichts ist man blinder. Sie ist das Fundament unserer Gewissheiten. Zweifelsfrei und unhinterfragt. ‚So ist das eben!’ ‚So macht man das halt!’ Eines der ersten Dinge, die wir angehenden Ethnologen daher lernten, war die Techniken der Verfremdung und der ‚dichten Beschreibung’.

Sie sind ein guter Weg zum Selberdenken. Darum versuche ich sie für Marleens Blogaktion – im Sinne einer Anleitung zum Selberdenken – zu rekonstruieren.

Schritt 1: Dem Zweifel Raum geben
Zunächst mussten wir Studierenden dem Zweifel einen Platz in unserem Denken einräumen. Er zog in Gestalt einer Frage ein und war anfänglich sehr schüchtern. Wir mussten ihn stets ermuntern, sich herauszuwagen. Doch schon bald wurde er mutiger und breitete sich in unserem ganzen Denken aus: ‚Ist es tatsächlich so, wie es auf den ersten Blick scheint?’ Der Zweifel half uns, Abstand zu unseren Gewissheiten zu gewinnen und eröffnete zugleich einen Möglichkeitsraum: Es könnte auch ganz anders sein.  

Schritt 2: Die Rezeptur der Gewissheit finden
Im zweiten Schritt untersuchten wir die Beschaffenheit unserer Gewissheiten. Mit Unterstützung einschlägiger Fachliteratur (bei Interesse erstelle ich gerne eine kleine Literaturliste) kamen wir ihrer Grundsubstanz schnell auf die Spur: Regeln, Werte und Normen. Sie formen unsere Wahrnehmung, und leiten uns in unserem Tun und Denken ohne – und das ist der entscheidende Punkt – dass wir uns ihrer bewusst sind. Wir sind uns ihrer gewiss.

Schritt 3: Die Wahrnehmung wahrnehmen
Lektion 3 lautete: Die eigene Wahrnehmung wahrnehmen. Das Vertrackte mit dem Wahrnehmen ist, dass sich unsere Gewissheiten immer zwischen uns und die Welt schieben, und sie entsprechend ordnen und einfärben. Ein Beispiel:
In der Münchener U-Bahn saß eine dunkelhäutige Frau neben einem hellhäutigen Kind, dem die Nase lief. Neben den beiden saß eine ältere Dame, die die beiden aufmerksam beäugte. Nach einer Weile griff sie in ihre Handtasche, holte eine Packung Taschentücher heraus und reichte sie der Frau mit den Worten: ‚Richten Sie den Eltern des Kindes aus, dass es Ihnen künftig ausreichend Taschentücher mitgeben.’
Die Reaktion der älteren Dame verrät viel über ihre Welt und wenig über die Wirklichkeit. Sie ging offensichtlich davon aus, dass die dunkelhäutige Frau die Kinderfrau des Mädchens war. Tatsächlich war es seine Mutter. Als Ethnologe darf einem ein derartiger interpretatorischer Kurzschuss natürlich nicht passieren, und so wurden wir für den feinen Unterschied zwischen Beobachten und Interpretieren sensibilisiert.

Hätte die ältere Dame in der Münchener U-Bahn beobachtet, hätte sie Folgendes wahrgenommen:
Neben einer dunkelhäutigen Frau sitzt ein hellhäutiges Mädchen, dem die Nase läuft. Die beiden scheinen vertraut miteinander zu sein; keine von beiden reagiert auf die laufende Nase des Kindes.
In welcher Beziehung die Zwei zueinander stehen, ob sie keine Taschentücher haben oder ob sie die laufende Nase schlichtweg nicht wahrnehmen, darauf gibt die Situation allein keinerlei Hinweise.

Schritt 4: Vom reinen Wahrnehmen zum dichten Beschreiben
Das Beobachtete allein ist etwas mager. Spannend wird es ja erst, wenn wir die Wirklichkeit hinter der bloßen Erscheinung aufspüren. – Warum ging die ältere Dame davon aus, dass die dunkelhäutige Frau nicht die Mutter des Mädchens war? Um die Hinter- und Beweggründe der Menschen zu verstehen, wurde uns angehenden Ethnologen die ‚dichte Beschreibung’ ans Herz gelegt. Hierbei taten wir im Grunde das, was wir mit Schritt 3 abgelegt hatten: Wir interpretierten das Beobachtete vor dem Hintergrund kultureller Gewissheiten – mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass wir uns ihrer  bewusst sein mussten.

Um das Verhalten der älteren Dame zu verstehen, würde ich als Ethnologin also zunächst herausfinden, aus welchem Milieu sie stammt und dann die dort geltenden Regeln, Werte und Normen analysieren. Auf Basis dessen könnte ich ihr Verhalten in der U-Bahn schließlich ‚dicht’ beschreiben.

Diese Beschreibung könnte von einer Frau handeln, die aus einem wohlhabenden, katholischen Elternhaus stammte und in eine ebenso vermögende und wertekonservative Familie eingeheiratet hatte. In dieser Welt des ‚erlesenen Geschmacks’ und ‚feinen  Sitten’ war es Gang und Gebe, eine Kinderfrau zu haben oder wenigstens ein Au-Pair ‚aus Übersee’. Man war nicht ‚rassistisch’, doch blieb man unter seinesgleichen. Eine Verbindung mit Menschen anderer Kulturen ging man in diesen Kreisen niemals ein. Dass Kinder eine andere Hautfarbe als ihre Eltern haben, kam also nicht vor bzw. konnte/durfte nicht vorkommen. ...



Selberdenken. Denken ohne Gewissheiten. Das ist für mich als Ethnologin ein Denken auf Distanz und ein Denken in Möglichkeiten. Bequem ist das nicht, aber umso bereichernder. Denn es könnte eben immer alles auch ganz anders sein. Im Zweifel vielleicht sogar besser.




Mittwoch, 16. April 2014

E N D S P U R T.



Sonntag endet die Fastenzeit und auch meine kleine Reihe zum Thema Selber Denken. Wie selbst und ständig denkt ihr? Christine auf jeden Fall brilliert gedanklich. Lest selbst.





»Und wenn ich auf einmal verängstigt erwache,
möchte ich damit nicht sagen, dass die Welt endet. 
Kann jemand sagen, ob der Wind unpünktlich weht?
Ob ›Liebe machen‹ ein Euphemismus ist oder nicht?
Ob man die Versprechungen und Vereinbarungen hält?
Ob uns lauter Leben nicht das Leben kostet? 
Was auf der Erde geschieht, ist reine Anekdote,
die jemand als Angelpunkt der Transzendenz deutet.« 

Martí i Pol


Ein Artikel über Pep Guardiola in der Zeit führte mich zu Martí i Pol. Obiges Zitat sprach mich direkt an. So wie mich Pep Guardiolas Mentalität, sprich seine Einstellung zu seiner Arbeit anspricht. Diesen unaufhörlichen Drang immer mehr Lernen zu wollen, weil er nur darin die Wahrheit zu finden glaubt.
Man kann mir jetzt vorwerfen, dass ich als Frau aus anderen Gründen eine Schwäche für ihn habe. Gut, eine kleine vielleicht. Aber da ist mehr: Ich habe alle Bücher von und über ihn gelesen, das Interview mit César Luis Menotti und ich hatte kein einziges Mal das Gefühl mich im gängigen Fussballklischee wiederzufinden. Ganz im Gegenteil. Plötzlich war ich gewissermassen Fussballfan - wenn auch auf einer anderen Ebene - und das hat mich fasziniert! 

Die vorangegangenen Zeilen sind eigentlich nur eine kleine Einleitung zu einem langen Text, der in meinem Kopf schon eine ganze Weile geschrieben ist. An dieser Stelle genug davon, es wäre wirklich zu lang für heute und vielleicht auch nicht ganz passend. Zum Abschluss nur noch einmal (kurz) auf den Punkt gebracht:

Selber denken ist für mich viel mehr. Es ist nicht nur ein über den Tellerrand hinausschauen, aus reiner (Experimentier)Freude einmal für sieben Wochen quer zu denken und anders zu sein. Es ist ein sich selbst zurück nehmen, sich selbst nicht zu wichtig nehmen, Vorurteile abzulegen, seine Leidenschaft zu fokussieren, nicht anderen gefallen wollen, zu anderen Kulturen Parallelen zu ziehen, Theorien aus anderen Wissenschaften zu transformieren und auf die eigene Arbeit zu transferieren,  sich selbst zu vertrauen und gleichzeitig Zweifel aufkommen lassen. 
Auch wenn das jetzt nach pubertärer Schwärmerei klingt, von Pep Guardiola könnte wir noch viel lernen - und ich hätte bis vor ein paar Jahren nie gedacht, dass Fussball einmal mein Leben und meine Arbeit bereichern wird (siehe oben: Vorurteile ablegen).

Danke.



Foto via



Sonntag, 13. April 2014

S I E B E N T A G E.

Noch sieben Tage von sieben Wochen. Selber denken.
Was denkst du, Ulma?








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und was, wenn nicht?
was?





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hier ist ein freiraum








das leben ist ein freiraum
!





Mittwoch, 9. April 2014

W O C H E S E C H S.

Noch eine Woche Selber denken.

Was denkst du,  Laura?


I´m a light sleeper * but a heavy dreamer




Schlafen
Träumen
Visionen von Mir
Ein Funkeln im Kopf
Ein vergrabenes Gefühl

Erinnerung
Vergessen

Aufwachen
Ein Abdruck